Goldener Händel besucht überraschend unser Stadtbad

19. Juni 2025 | Stadtbad Sanierung
Der goldene Händel besucht unser Stadtbad.
Überraschender Besuch: Der goldene Händel schaut bei uns im Stadtbad vorbei.

Von Melanie Heinrichs

Unglaublich. Unfassbar. Unerhört! Georg Friedrich Händel – der große Komponist und heimliche Abenteurer – ist wieder einmal aus seiner Oase am Marktplatz entwischt. Bereits vor einigen Tagen irrte er durch seine Geburtsstadt Halle, getrieben von Neugier, Nostalgie und vielleicht einem kleinen goldenen Anflug von Fernweh.1 Doch diesmal lockte es ihn nicht in die Ferne, sondern ans Wasser.

„Ich habe viele Brunnen gesehen, viele Quellen besungen“, murmelt er, „aber was ist dieses geheimnisvolle Rauschen, das mich ruft?“

Geführt vom Plätschern der Erinnerungen und dem Duft von Chlor und Kindheit, steht er plötzlich vor einem Tempel aus Stein und Jugendstil: dem Stadtbad Halle.

Drinnen herrscht geschäftiges Treiben – Schüler ziehen ihre Bahnen, Vereinsschwimmer trainieren für kommende Meisterschaften, und Seniorengruppen erinnern sich an Zeiten, als sie selbst noch Kinder im Nichtschwimmerbecken gewesen waren.

Händel staunt. Nicht nur über die Architektur – die mächtigen Fenster, die Mosaike und die Lichtspiele auf dem Wasser die ihn ehrfürchtig werden lassen. Nein, er staunt auch über das Leben, das hier seit über 100 Jahren im Wasser pulsiert.

Er denkt an Wilhelm Jost, den Architekten, der dieses Bad 1916 erbauen ließ. Ein Mann mit Vision – nicht nur für Architektur, sondern für Gesundheit, Gemeinschaft und Bildung. Jost hat einen Ort geschaffen, an dem Wasser nicht nur sauber, sondern sinnstiftend wurde. Ein Ort für alle: für Kinder, die das Schwimmen lernen. Für Vereine, die zusammenhalten. Für Menschen, die sich im Wasser leichter fühlen als an Land.

„Ein Konzerthaus für den Körper“, flüstert Händel – und legt seine goldene Hand ehrfürchtig an die gekachelte Wand.

Als er sieht, wie ein kleiner Junge stolz seine ersten Schwimmzüge macht, erinnert er sich an seinen eigenen Anfang. Auch Händel war einst fast ertrunken, als er in der Saale zu mutig vom Ufer sprang. Musik und Wasser – beides verlangt Vertrauen, Technik und ein bisschen Mut.

Nun, da das Stadtbad vor einer langen Sanierung steht, will Händel nicht einfach weiterziehen. Er will bleiben. Nicht als Komponist, sondern als stiller Zuschauer, als Denkmal des Erinnerns. So lässt er sich nieder – mitten im Stadtbad, zwischen Bahnen und Becken, als Zeichen für die Vergangenheit und als Hoffnung für die Zukunft.

Und wer genau hinschaut am letzten Badetag, wird ihn sehen: den goldenen Händel, wie er lächelt – über das Leben, das im Wasser spielt.

1 ...Diesmal wurde er nicht entwendet, sondern ging selbst auf Reisen... ;)